So erfolgreich läuft die Schulsozialarbeit an der Grundschule in Mittelbiberach
Von Miriam Dorsch (SZ)
Schule ist nicht mehr, wie sie mal war. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der steigende Bedarf von Schulsozialarbeit in Grundschulen. Aus diesem Anlass hat sich das Team der Mittelbiberacher Grundschule erfolgreich dafür eingesetzt, die Stelle ihrer Schulsozialarbeiterin von 50 auf 70 Prozent zu erhöhen.
Annette Hegestweiler ist seit Januar 2022 als Schulsozialarbeiterin in Mittelbiberach tätig. Seither bietet sie den Grundschulkindern ein festes Angebot. Vor Schulbeginn und in der großen Pause können die Kinder bei ihr spielen, basteln, kneten oder am Boxsack üben.
„Ich merke, dass die Kinder das Angebot gut annehmen“, erzählt sie. Außerdem sei mit dem Lehrpersonal vereinbart, dass die Kinder sich auch während des Unterrichts an die Schulsozialarbeiterin wenden können. „Wenn meine Tür offen ist, wissen die Kinder, ich bin da und sie können kommen“, so Hegestweiler. Neben dem offenen Betrieb habe sie täglich Beratungsgespräche mit Kindern und Eltern. Dabei gehe es beispielsweise um Konfliktbewältigung. Außerdem gehöre zu ihrer Arbeit auch die Organisation von Projekten zu Themen wie Sozialkompetenz oder Medienpädagogik. Durch die unbefristete Aufstockung der Stelle ist sie seit Januar diesen Jahres täglich für die Schülerinnen und Schüler da.
Schulsozialarbeit sei in der Grundschule mittlerweile notwendig, da sich das Konstrukt Familie stark verändert habe.
„Wir haben heute ein anderes Familiensystem und eine andere Kindheit“, berichtet Hegestweiler. Dies zeige sich beispielsweise dadurch, dass häufiger beide Elternteile berufstätig sind und auch junge Mütter schneller wieder arbeiten.
Die gesellschaftliche Veränderung mache sich zudem an der Digitalisierung bemerkbar. Daher sei auch ein reflektierter Umgang mit Medien ein Thema, das gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern angegangen werde. Dies sei wichtig, um Kinder in Bereichen wie Internet und Social Media zu begleiten. Dabei werde auch darauf geachtet, mit was sich die Schülerinnen und Schüler im Internet beschäftigen.
„Da ist manchmal auch ein Kontakt mit Eltern sinnvoll“,berichtet Hegestweiler.
Die Probleme, bei denen sie die Kinder unterstütze, seien äußerst vielschichtig. Die Eingliederung von Kindern aus stationären Bereichen in den SchulalItag sei zum Beispiel ein wichtiges Thema der Arbeit. Jede Herausforderung werde individuell begutachtet und begleitet. Dabei stehe das Kind stets im Mittelpunkt. Wichtig sei vor allem, „dass Netzwerke geschaffen werden, um dem Kind Hilfsmöglichkeiten an die Hand zu geben“, berichtet die Schulleiterin Christine Peters. Dabei handle es sich vor allem um Ansprechpersonen wie Lehrpersonal, Eltern, Schülerinnen und Schüler.
Neben der Begleitung bei Problemstellungen, stehe aber besonders Prävention im Vordergrund der Arbeit, erzählt sie.
„Es muss nicht erst zum Problem werden, damit es besprochen wird“, betont Hegestweiler. In ihrer Arbeit sei es von Anfang an grundlegend, zu den Kindern eine vertrauensvolle Basis aufzubauen.
„Mir war wichtig, dass die Kinder mich kennenlernen, bevor ein Problem besteht“, erzählt Hegestweiler. Zudem spiele die Zusammenarbeit mit dem Kollegium eine zentrale Rolle. „Ohne dass wir zusammen kooperieren, kann diese Arbeit nicht funktionieren“, betont sie.
Die Rektorin Christine Peters sehe dies ebenso. „Schule lebt von guter und transparenter Kommunikation“, sagt Peters. Daher sei das Kollegium in ständigem Kontakt. Mit der Schulsozialarbeit gebe es zudem einen wöchentlichen Termin, um sich ausführlich über Schülerinnen und Schüler auszutauschen. Die enge Zusammenarbeit mache die Arbeit in Mittelbiberach sehr besonders, berichtet die Schulsozialarbeiterin.
Neben der internen Teamarbeit lege die Schule großen Wert auf die Kooperation mit der Gemeinde.
„Ohne die Gemeinde hätten wir die 20 Prozent Erhöhung gar nicht bekommen“, so Annette Hegestweiler. Für die Gemeinde bedeutet die Aufstockung der Stelle rund 12.000 Euro Mehrkosten im Jahr. Der Gemeinderat und der Bürgermeister hätten die Schule aber bei der Beantragung beim Bund intensiv unterstützt. Dies zeige, dass der Gemeinde die Thematik besonders wichtig sei, berichtet Peters. Beide seien dankbar für die „derart große Unterstützung durch die Gemeinde“. Sie seien eine der wenigen Grundschulen im Landkreis, die es geschafft hätte, die Stelle zu erhöhen.
Schulleiterin Christine Peters und Schulsozialarbeiterin Annette Hegestweiler (li.) legen großen Wert auf gute Zusammenarbeit im Schulalltag. (Foto: Miriam Dorsch)