Steigende Zahlen und komplexe Familienprobleme erfordern flexible Schülersozialarbeit

(Text und Foto: Josef Aßfalg Schwäbische Zeitung vom 11.12.2024)

Mit Herzblut und Leidenschaft hat Diplom-Sozialpädagogin Annette Hegestweiler vom Verein Jugend-Aktiv im Mittelbiberacher Gemeinderat den Jahresbericht der Schulsozialarbeit (SSA) 2023/24 vorgestellt.

Sie berichtete über die Arbeitsschwerpunkte an der Grundschule (GS) Mittelbiberach. Mit Applaus und viel Lob wurde am Ende ihres Vortrags ihre Tätigkeit gewürdigt.

Die Grundschule hat 145 Schülerinnen und Schüler in acht Regelklassen, 13 Lehrkräfte und einen Stellenumfang bei der Schulsozialarbeit von 70 Prozent in fünf Tagen pro Woche. Die Schülerzahlen steigen: Für das Schuljahr 2024/25 sind 157 Kinder in der GS Mittelbiberach angemeldet. Damit wachsen auch die Anforderungen für die SSA. Neben Angeboten der Bereiche Einzelfallhilfe und der sozialen Gruppenarbeit bildet eine präventive Projektarbeit die Schwerpunkte der SSA.

Annette Hegestweiler erklärte die Beweggründe für Schülerinnen und Schüler, Rat bei der SSA zu suchen. Im laufenden Jahr nahmen 61 (Vorjahr 74) Schülerinnen und Schüler bis zu dreimal persönliche Beratungen der SSA in Anspruch. 60 (Vj. 30) kamen mehr als dreimal zum Gespräch. Neben 15 Einzelberatungen (Vj. 10) im 14-tägigen Rhythmus fanden verschiedene Gruppengespräche zu Konfliktsituationen statt.

Zu den Beweggründen für die Kontaktaufnahme durch die SSA mit den Kindern und Erziehungsberechtigten zählte Sozialpädagogin Hegestweiler Verhaltensauffälligkeiten im schulischen Kontext, Leistungsabfall, Motivationsprobleme oder der Umgang mit Social Media auf. In diesem Zusammenhang fanden 80 Elterngespräche (Vj 73) statt.

Fazit von Hegestweiler: „Bei einem großen Teil der Einzelfälle handelt es sich um Familien“, die aufgrund ihrer vielfältigen Problematik eine kontinuierliche dauerhafte Begleitung benötigten. Und: „Diese Begleitung erfordert eine hohe Flexibilität“. Mehr Lernfreude und Lernerfolge war das positive Feedback von Jugendlichen, Eltern und dem Lehrerkollegium. Außerdem erlernten die Schülerinnen und Schüler neue Problemlösungen und trauten sich mehr zu, bevor die Situation in der Schule und im sozialen Umfeld belastend würde.

Vorausblickend sagte Annette Hegestweiler, dass komplexe Problemsituationen der Familien weiter zunähmen. „Manche Eltern sprechen kein Deutsch“ und bräuchten Unterstützung bei Anträgen und Möglichkeiten der Unterstützung für die Kinder. Auf Nachfrage der SZ erklärte die Sozialpädagogin, dass etwa jedes achte Schulkind keinen deutschen Pass habe. Die allermeisten davon seien in den örtlichen Vereinen.

Zusätzlich zu den verschiedenen Klassenprojekten wird täglich das „Projekt der offenen Tür“ angeboten. Es erfreut sich über einen großen Zuspruch und wird täglich von 30 bis 50 Schülerinnen und Schülern aller Altersgruppen genutzt. Da wird gemeinsam mit Lego- und Holzbausteinen gebaut, mit Knetmasse gebastelt und geteilt. „Jeder darf mitmachen und hat eine Stimme“, sagte Annette Hegestweiler. Ein Boxangebot untersteht dabei bestimmten Regeln und alle wissen, dass sie sich daran zu halten haben.

Die Vernetzung mit Institutionen im direkten und indirekten Umfeld der Schule, wie der Wohnpark am Rotbach, Kindergärten und Vereinen, ist weiter ausgebaut worden. Die gemeinsamen Projekte mit der Pflegeeinrichtung am Rotbach haben sich sehr bewährt. So wurden von den einzelnen Klassen Weihnachts- und Osterpräsente für die Bewohnerinnen und Bewohner erstellt und übergeben.

Ein kleiner Schützenumzug aller Klassen zum Wohnpark mit gemeinsamem Singen und die Einladung zum Elisabethtag rundeten das Projekt ab. „Was machen Sie bloß mit den Kindern?“, fragte Gemeinderat Claus Nägele lachend, sie kämen entspannt und gut gelaunt nach Hause. In die gleiche Kerbe schlugen die Rätinnen Sieglinde Maucher und Katja Sproll und bestätigten diese Wahrnehmung. Mit reichem Beifall des Gemeinderats wurde das Engagement von Sozialpädagogin Hegestweiler unterstrichen.

Konrektor David Speck (links) und Bürgermeister Florian Hänle mit Sozialpädagogin Annette Hegestweiler.